Therapiekonzept :
Idealerweise werden Konkremente und Biofilm dem Konzept des Full Mouth Scaling (FMS) folgend innerhalb von 24 Stunden geschlossen entfernt. Zwangsläufig kommt es im Zuge dieser Maßnahme zu einer mehr
oder weniger starken Verschleppung parodontalpathogener Keime in die Blutbahn (Bakteriämie). Diese Bakteriämie kann insbesondere am Behandlungstag Nebenwirkungen hervorrufen, die von Abgeschlagenheit
bis zu massivem Schüttelfrost reichen. Diese Nebenwirkungen beruhen primär auf einer Reaktion des Immunsystems, die vergleichbar nach Impfungen auftreten kann. Es empfiehlt sich daher, die Patienten
bereits im Vorfeld auf diese meist nur am Behandlungstag selbst auftretenden Erscheinungen hinzuweisen und vom Autofahren im Anschluss an die Behandlung abzuraten. Während der folgenden sieben Tage
soll der Patient auf die Interdentalreinigung verzichten und auch beim Zähneputzen das Zahnfleisch aussparen, um die Gingiva nicht weiter zu traumatisieren. Zur Reduktion der Belagsneubildung sollte
der Patient zweimal täglich mit einer Chlorhexidin-(CHX) Lösung (0,2 %) spülen. Eine Woche nach FMS erfolgt eine kurze PZR, um weiche Beläge und Verfärbungen zu entfernen. Des Weiteren finden hierbei
eine Zungenreinigung (ZR) mit CHX-Gel sowie Mundhygienereinstruktion und -remotivation statt. Ab diesem Zeitpunkt soll der Patient wieder mit allen empfohlenen Mundhygienemaßnahmen beginnen. Bei
aggressiver Parodontitis sollte die kurze PZR noch ein- bis zweimal im 14-tägigen Abstand erfolgen, um eine möglichst optimale Wundheilung zu erzielen. Ziel der Bemühungen ist es, die Taschentiefe
auf maximal 5 Millimeter zu reduzieren, um eine langfristig günstige Prognose für die Zähne zu erreichen.
10–12 Wochen nach FMS erfolgt die Überprüfung des vorläufigen Behandlungsergebnisses anhand eines kompletten Parodontalstatus (Reevaluation). Zu diesem Zeitpunkt fällt die Entscheidung über weitere
Behandlungsmaßnahmen. Diese können die Wiederholung des geschlossenen Deep Scaling an verbliebenen Problembereichen, die Extraktion therapieresistenter Zähne, das lokale offene Scaling oder aber den
Beginn der parodontalen Erhaltungstherapie beinhalten. Innerhalb der folgenden 9–12 Monate ist bei konsequentem Vorgehen mit einer weiteren Reduktion der Taschentiefen und der Entzündungsaktivität zu
rechnen. Kieferorthopädische, prothetische und implantologische Maßnahmen dürfen erst nach Herstellung weitestgehender Entzündungsfreiheit begonnen werden. Regenerative Maßnahmen eignen sich nur bei
vertikalen Knochendefekten oder Furkationsbefall Grad II im Unterkiefer, wobei das Rauchen die Erfolgsaussichten regenerativer Maßnahmen erheblich reduziert. Da gerade vertikale Defekte ein nicht
unerhebliches Potenzial für körpereigene Regeneration zeigen, sollte nicht zu früh chirurgisch interveniert werden. Eine erneute Reevaluation und Röntgenkontrolle dieser Defekte 12 Monate nach FMS
sollte vor einem solchen Eingriff erfolgen.